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März 1, 2017
Kategorie: General
Erstellt von: Uranus

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Tauchsafari in den Süden des Sudans (25.05. - 08.06.2017)

An Himmelfahrt sollte unsere zweiwöchige Tauchtour in den Sudan beginnen. Von Düsseldorf aus starteten Torsten und ich nach Marsa Alam in Ägypten, wo man uns und weitere 19 Taucher an Bord des Safarischiffs Royal Evolution empfing. Zum Glück hatte unser Tauchgepäck die Anreise ebenfalls gut und vor allem vollständig überstanden. Leider hatten nicht alle unsere Tauchgefährten so viel Glück und der Eine oder Andere wartete vergebens am Gepäckband auf sein Tauchequipment. Wie sich herausstellte, hatte unser Flieger ca. 70 Koffer in Düsseldorf stehen lassen…  

Nachdem wir unsere Kreislauftauchgeräte für den ersten Einsatz am nächsten Tag vorbereitet hatten, wurde das Schiff erkundet. Die Royal Evolution ist mit 42 m Länge eines der größten Safarischiffe im Roten Meer und eines der wenigen, welches von Ägypten aus in den Sudan startet. Wobei dies auch nur noch in 2017 möglich ist, ab 2018 werden die Sudan Trips der Royal Evolution in Port Sudan starten/enden und somit für uns Kreiseltaucher weniger interessant sein, da eine entsprechende Gaslogistik, Atemkalk und CCR-Flaschen im Sudan schwierig zu organisieren sein dürften.  

Gegen ca. 21.00 Uhr des Anreisetages legte die Royal Evolution mit Kurs Richtung Süden ab. Es folgten am nächsten Tag diverse Tauchgänge im Süden Ägyptens, die vor allem als Ausrüstungscheck dienten. Nach dem letzten TG in ägyptischen Gewässern am Samstagmorgen und nachfolgender 24-stündiger Non-Stopp Fahrt, liefen wir am Sonntagmorgen in Port Sudan ein. Bis zum Vormittag waren alle Einreiseformalitäten erledigt und wir bereiteten uns auf den ersten Tauchgang in sudanesischen Gewässern vor. Selbstverständlich sollte das ein Wrack-Tauchgang werden, schließlich liegt die Umbria unweit der Hafeneinfahrt von Port Sudan.

Die Umbria, ein Frachtschiff von 155 m Länge, wurde 1912 in Hamburg gebaut und ab 1935 als italienischer Truppentransporter genutzt. Im Juni 1940 wurde sie auf dem Weg von Italien nach Kalkutta von britischer Seite vor Port Sudan festgesetzt. Um einer Beschlagnahmung des Schiffs zuvorzukommen, entschied sich der Kapitän der Umbria am 10.06.1940, das Schiff zu versenken, nachdem die Mannschaft im Rahmen eines Übungsmanövers zuvor von Bord gegangen war. 1949 wurde das Wrack von Hans Hass entdeckt.  

Geplant waren an diesem Vormittag zwei Tauchgänge am Wrack, wobei Torsten und ich uns dazu entschieden, einen langen Tauchgang von 2,5 h zu unternehmen. Das Wrack liegt in einer moderaten Tiefe von max. 25-30 m an der Südspitze des Wingate Riffs und damit vor Strömung geschützt.  Wir starteten zusammen mit den anderen Tauchgruppen und verschafften uns einen ersten Eindruck von den Gegebenheiten. Nach kurzer Orientierung am Äußeren des Wracks starteten wir die Erkundung des Wrackinneren. Ein besonderes Highlight sind die ca. 60.000 Bomben in einem der unteren Laderäume. Diese waren letztlich der Grund für die Versenkung der Umbria, um diese nicht den Briten in die Hände fallen zu lassen. Nach der Versenkung hielten die Briten eine Bergung der Bomben für zu riskant, da bei einer möglichen Detonation die Zerstörung Port Sudans durch die damit entstehende Wellenbewegung nicht auszuschließen war. Auch heute ist in diesem Bereich des Wracks äußerste Vorsicht geboten, da die Bomben nach wie vor detonieren können. Ein weiterer Höhepunkt bei der Erkundung des Wrackinneren sind die drei Fiat Lungo, die Seite an Seite in einem der zahlreichen Laderäume „geparkt“ sind. Insgesamt befindet sich die Umbria in einem sehr guten Zustand und ist mit Sicherheit eines der schönsten, wenn nicht das schönste Wrack im Roten Meer. Ein Hauptgrund hierfür dürfte sein, dass es deutlich weniger betaucht wird als beispielweise die Thistlegorm im Norden Ägyptens, wo der Tauchtourismus deutliche Spuren hinterlassen hat.

Nach dem ersten Tauchtag im Sudan folgte die Weiterfahrt in den tiefen Süden, bis an die Grenze zu Eritrea. Hier wurde einem bewusst, wie weit entfernt von jeglicher Zivilisation man sich befindet, am Horizont waren über Tage hinweg weder Land noch andere Schiffe auszumachen. An sämtlichen Tauchplätzen waren wir das einzige Tauchschiff und vermutlich das erste seit mehreren Wochen. Diese Abgeschiedenheit machte sich auch unter Wasser bemerkbar, die Riffe scheinen in einem intakten Zustand zu sein. Neben farbenprächtigen Korallen konnten bei jedem Tauchgang große Jäger wie Haie, Thunfische, Barrakudas, etc. gesichtet werden. Leider hatten wir kein Glück, den erhofften Hammerhaischulen zu begegnen, aber immerhin konnten einzelne Exemplare dieser scheuen Spezies entdeckt werden. Daneben gab es regelmäßig Weißspitzen-Riffhaie, Weißspitzenhaie und Seidenhaie zu beobachten. Letztere waren des Öfteren am Ende unserer Tauchgänge mit mehreren Exemplaren rund um unser Safarischiff auszumachen. Ob es eine allgemeine Neugier der Tiere war oder ob vielleicht doch der eine oder andere Essensrest unachtsam von Bord geworfen wurde, ist reine Spekulation.   

Die schönsten Haibegegnungen hatten Torsten und ich bei einem unserer Trimix Tauchgänge am Tauchplatz Sha’ab Yumna. Auf einer Tiefe von ca. 60 Metern schwammen zwei Hammerhaie in einem Abstand von ca. 5 m an uns vorbei und beäugten uns neugierig und dennoch scheu. Nur wenige Minuten später folgte ein Fuchshai, den wir ebenfalls aus nächster Nähe bewundern durften. Alleine hierfür hatte sich die anschließende lange Dekophase gelohnt.

Nach diversen Tauchgängen im Süden an Plätzen wie Dibsel und Loka Island, Habili Isa und Daharat Abid bei tropischen 32 °C Wassertemperatur erreichten wir am 01. Juni wieder den Leuchtturm von Sanganeb, etwa 125 km nördlich von Port Sudan. Hier betraten wir seit mehr als einer Woche das erste Mal festen Boden und erkundeten den kleinen Archipel inklusive des 50 m hohen Leuchtturms. Nachdem dessen 268 Stufen erklettert wurden, bot sich uns ein beeindruckender, wenn auch sehr windiger, Ausblick auf die Weite des Roten Meeres.

Am nächsten Tag führte uns unsere Reise an den durch Jacques Cousteau so berühmt gewordenen Tauchplatz: Shaab Rumi. Am 15. Juni 1963 begann hier das Projekt Conshelf II mit dem Ziel, mehrere Personen vier Wochen lang auf einer Tiefe von 11 m zu stationieren. Hierzu wurden diverse Habitate unter Wasser errichtet. Nach Beendigung des Projekts wurden einige dieser Einrichtungen und Gerätschaften zurückgelassen. So befinden sich an dem Südplateau von Shaab Rumi die gut erkennbaren Überreste eines Haikäfigs. Im inneren Bereich der Lagune befinden sich die Überreste der Unterwasserstadt Conshelf II. Bereits von Weitem ist die zylinderförmige U-Boot Garage zu erkennen. Daneben befindet sich eine Scooter Garage neben diversen Überresten, deren Zweck sich nicht mehr rekonstruieren lässt. Etwas abseits in ca. 30 m Tiefe konnten wir die Überreste eines weiteren Haikäfigs entdecken, der zusammengefallen flach auf dem Sandboden ruht.

Unsere Tour führte uns weiter nördlich zu Tauchplätzen wie Abington, Angarosh, Merlo und Pfeiffer Reef. Leider war hier die Anzahl der Sichtungen von großen Räubern, speziell Haien, eher gering. Es bleibt zu hoffen, dass sie trotzdem irgendwo da draußen waren und wir sie lediglich aufgrund der zunehmend schlechter werdenden Sicht nicht entdecken konnten.

Zum Abschluss erreichten wir am 06.06. die St. Johns Riffe. Schon aus der Entfernung waren die Umrisse von 7-8 vor Ort liegenden Safarischiffen erkennbar. Hier waren wir definitiv nicht allein. Ein absolutes Kontrastprogramm zu den vorangegangenen Tauchgängen im Sudan.

Fazit: Wer die lange Anreise nicht scheut bekommt vor allem im Süden des Sudans sehr schöne Tauchplätze mit Großfisch geboten und das Ganze abseits der taucherischen Massen. Ob die Option der Anreise per Flug nach Port Sudan via Dubai oder Kairo ein besserer/einfacherer Weg ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Als Kreiseltaucher stellt das eher keine Option dar, aufgrund der eingangs genannten Gründe. Als Reisezeit empfiehlt es sich eher im April bzw. Anfang Mai die sudanesischen Gewässer zu betauchen, da ab Ende Mai, Anfang Juni die Nordströmung viel Plankton mit sich bringt und die Sicht schlechter wird.   

Autor: Timo